Neue Entwicklungen: Ringgleis wird weiträumig umfahren
Die Stadt Braunschweig plante einen weiteren Ausbau des Ringgleises um Nordwesten unserer Stadt. Der Abzweig Hannoversche Straße über den ehemaligen Güterbahnhof an der ehemaligen Roggenmühle sollte für den Fuß- und Radverkehr reaktiviert werden und über den derzeitigen Cederbaum-Recyclinghof durch die vorhandene Unterführung der A391 durch das Kleingartengelände der Bahn Landwirtschaft auf vorhandener Zuwegung zur Saarbrückener Straße führen. Das wäre eine attraktive Verbindung für die Lehndorfer zur Hannoverschen Straße und damit zur Innenstadt gewesen. 2019 hatte der Rat einstimmig der ursprünglichen Verwaltungsvorlage zugestimmt. Am 16. Februar 2021 blies der Rat das Vorhaben offenbar auf Druck der Firma Cederbaum ab.
Für das Areal des Recyclinghofes Cederbaum wollte sich die Stadt Braunschweig bereits 2019 ein Vorkaufsrecht sichern, um nach einer Geschäftsaufgabe das Gelände nutzen zu können. Nun kam die CDU-Ratsfraktion zu Beginn des Jahres 2021 mit einer neuen Initiative auf den Plan – nämlich, das ganze Vorhaben fallen zu lassen und stattdessen den Bereich mehr oder weniger elegant über Ernst-Amme-Straße – Julius-Konegen-Straße – Friedlandweg – Saarbrückener Straße/ Sudetenstraße zu umgehen. Diesem Vorschlag hat sich die SPD in der Ratssitzung am 16. Februar 2021 angeschlossen. Schaut man sich das Gelände einmal genauer an bietet sich ein differenziertes Bild. Nicht das gesamte jetzige Cederbaum-Gelände müsste in Beschlag genommen werden:
Obige Karte in höherer Auflösung
Obige Karte in Openstreetmap
Flankiert wurde die Kampagne der CDU durch das bekannte Arbeitsplatzverlust-Argument und dass das Grundstück für den Betreiber bei Erteilung eines Vorkaufsrechts wertlos werden würde. Diese Argumentation machten sich beide großen Ratsfraktionen zu eigen. Heidemarie Mundlos (CDU) brachte das alte Argument vor, dass man den Ringgleisausbau nicht auf dem „Rücken der Wirtschaft“ – so zitiert von Jörn Stachura in der Braunschweiger Zeitung vom 16.02.2021 – entwickeln dürfe. Damit zeigte aber die CDU mit ihrer überholten Auffassung erneut ein hohes Maß an Realitätsferne; haben sich doch im Gegenteil nach der ursprünglichen Initiative des „Braunschweiger Forums“ zahlreiche Betriebe und attraktive Wohnquartiere am Ringgleis angesiedelt.
Stattdessen hätte man ausloten können, wie das berechtigte wirtschaftlichen Interesse Cederbaums und eine Erweiterung des beliebten Ringgleiswegs zusammengebracht werden kann. Kritik hagelte es dann auch von der Fraktion der Linken und der Grünen
Ob diese Verlängerung nun jemals gebaut werden wird, ist nun unwahrscheinlicher denn je. Wenn das jetzige Bühler-Gelände eines Tages zu einem Wohngebiet umgewidmet werden würde, könnte man über neue Lösungen nachdenken. Attraktiv wäre die Verlängerung auf jeden Fall, spart man sich doch den Umweg durch die Lehndorfer Siedlung und über zum Teil unbefestigte Wege. Die jetzt präferierte Lösung ist keine. Es würde, wie bereits mehrfach geschehen, zum Farbeimer gegriffen und auf bestehenden Straßen „Fahrradstraßen“ ausgelobt werden – ohne wirkliche Vorteile für die Radfahrenden. Diesen Weg kennen die Lehndorfer sowieso schon.
Historische Aufnahmen
Einen sehr guten Überblick über die Geschichte des Ringgleises liefert die Webpräsenz https://www.hgli.lima-city.de/. Hier wird auch der ursprüngliche Zustand des Rangierbahnhofes an der Lehndorfer Roggenmühle, auf dessen Aral sich heute der Cederbaum-Recyclinghof befindet, beleuchtet.
Einzelnachweise
Der diesem Artikel zu Grunde liegende Artikel aus der Braunschweiger Zeitung
Ausschnitt
Text
Braunschweiger Zeitung, 17.02.2021, Lokalteil.
Neuer Plan für Lehndorfs Ringgleis-Zubringer
Braunschweigs Rat ändert die beabsichtigte Route. Zusätzliche Fahrradstraßen sollen entstehen.
Von Jörn Stachura
Braunschweig. Der geplante Ringgleis-Zubringer über das Cederbaum-Gelände soll nun doch nicht geplant oder gebaut werden. Braunschweigs Rat fordert von der Verwaltung eine andere Lösung. Dazu sollen neue Fahrradstraßen eingerichtet werden. CDU und SPD kamen überein, dass die von der Stadtverwaltung vorgesehene Wegeführung zu viele Nachteile hat. Beabsichtigt war ursprünglich, eine Verbindung vom Bühler-Gelände zur Saarbrückener Straße anlegen zu lassen. Es sollte das Cederbaum-Gelände gequert werden. Anschließend sollte es durch Kleingärten bis zur Saarbrückener Straße gehen. 2019 hatte der Rat bereits einstimmig: einen entsprechenden Beschluss gefasst. Ein damit verbundenes Vorkaufsrecht hieße jedoch: Entsorger Cederbaum kann fast ein Viertel des Betriebsgeländes nicht bebauen.
Das Unternehmen machte zudem deutlich, dass es keinerlei Verkaufs- absichten gebe und schlug drei Alternativrouten für den Ringgleiszubringer vor. Eine der Routen, sie führt über Ernst-Amme-Straße — Julius-Konegen-Straße – Friedlandweg – Saarbrückener Straße/Sudetenstraße, soll nun tatsächlich gebaut werden. Das Cederbaum-Gelände soll im Gegenzug keine weitere Berücksichtigung als Ringgleis-Zubringer finden. In der Ratssitzung Ende März, so der neue Beschluss, sollen entsprechende Pläne vom Rat wieder rückgängig gemacht werden. Dem Ursprungsantrag der CDU hatte sich auch die SPD angeschlossen. Der gemeinsame Antrag umfasste die Erweiterung, dass die Straßen der vorgesehenen Alternativroute als Fahrradstraßen ausgewiesen und gegebenenfalls ertüchtigt werden. Zudem ist vorgesehen: Wenn das benachbarte Bühler-Gelände zum Wohngebiet wird, soll die Verwaltung beim Investor darauf dringen, dass nicht nur Ringgleis-Zubringer entstehen, sondern eine durchgehende Verbindung. Sie könnte im Kurvenbereich der Ernst-Amme-Straße/Julius-Konegen-Straße beginnen und an der Kunstmühle am Ringgleis enden. Heidemarie Mundlos (CDU) hob hervor, dass keine Entwicklung auf dem „Rücken der Wirtschaft“ erfolgen dürfe: „Die Ringgleis-Entwicklung ist von einer erfolgreichen Wirtschaft abhängig.“ Oberbürgermeister Ulrich Markurth erinnerte daran, dass die Stadtverwaltung keineswegs wirtschaftsfeindlich plane, sondern einen Ratsbeschluss umsetze. Annette Johannes (SPD) betonte, die Besorgnisse der Firma Cederbaum würden ernst genommen. Anke Schneider (Linke) bedauerte, dass der ursprüngliche Plan aufgegeben wird: „Jetzt entsteht eine ungünstige Lösung. Ein Umweg.“ Lisa-Marie Jalyschko (Grüne) zweifelte daran, dass die Alternativroute überhaupt eine gute Idee ist: „Ich bin höchst skeptisch, dass aus der Saarbrückener Straße und der Sudetenstraße tatsächlich Fahrradstraßen werden.“